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Verlässliche Bedarfszahlen rund um die größte Nutzgruppe des Gesundheitswesens

Der Bedarf an altersmedizinischer Kompetenz im stationären und teilstationären Sektor in Deutschland wird deutlich ansteigen. Aber ist unser Gesundheitssystem darauf vorbereitet? Die 4. Auflage des Weißbuchs Geriatrie enthält nicht nur verlässliche Bedarfszahlen rund um die stationäre und teilstationäre Versorgung der größten Nutzergruppe des Gesundheitswesens, sondern auch seriöse Fakten für eine sachgerechte und zukunftsorientierte Reform der geriatriespezifischen Versorgung in Krankenhäusern und Rehabilitationseinrichtungen.

Beispiele für aktuelle geriatrische Versorgungsstrukturen in Deutschland

Was die Kliniken für Geriatrie betrifft, so führt das Statistische Bundesamt für das Jahr 2019 insgesamt 358 Krankenhäuser mit geriatrischen Abteilungen und einer Gesamtkapazität von 19.137 Krankenhausbetten. Allerdings sind für die richtige Darstellung der Versorgungsstrukturen nach Erfahrungen des Bundesverbandes Geriatrie umfassende Datenkorrekturen sowie Ergänzungen notwendig. So zeigt sich im Vergleich zu der eigenen Strukturdatenerhebung des Bundesverbandes mit 476 Einrichtungen und 23.297 Betten eine deutliche Differenz.

Tabelle1

Tabelle 1: Übersicht der Krankenhäuser mit geriatrischen Fachabteilungen in Deutschland (Quelle: Verzeichnis der Krankenhäuser und Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen 2019, Destatis 2019, Datenerhebung durch Bundesverband Geriatrie)

An stationären geriatrischen Rehabilitationseinrichtungen waren laut Destatis-Daten im Jahr 2019 insgesamt 154 mit einer Gesamtkapazität von 8.176 Betten verfügbar. Ergänzt um die Erkenntnisse aus der Strukturdatenerhebung des Bundesverbandes Geriatrie betrug die Zahl der Einrichtungen 168 mit insgesamt 8.563 Betten.

Tabelle2

Tabelle 2: Übersicht der geriatrischen Rehabilitationskliniken in Deutschland (Quelle: Verzeichnis der Krankenhäuser und Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen 2019, Destatis 2019, Datenerhebung durch Bundesverband Geriatrie)


 

Die Anzahl der geriatriespezifischen Betten variiert je nach Datenbasis. Dennoch ist es möglich, sich über die Versorgungskapazitäten grundsätzlich zu orientieren:

Tabelle3

Tabelle 3: Darstellung der Dateninkonsistenzen zwischen verschiedenen Destatis-Veröffentlichungen (Quelle: Verzeichnis der Krankenhäuser und Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen 2019, Destatis KR-1 und VR-1 Statistiken-2019)

Der Bedarf an konkreten Behandlungskapazitäten muss sinnvoll geplant werden. Orientierungsgröße ist dabei die Anzahl der geriatriespezifischen Betten je 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner über 70 Jahre sowie weitere Faktoren. So werden dank des medizinisch-technischen Fortschritts zunehmend auch bei betagten Patientinnen und Patienten Operationen und Therapien möglich, die bis vor wenigen Jahren medizinisch noch undenkbar waren. Hinzu kommt der vom Statistischen Bundesamt prognostizierte demografische Wandel. Demnach wird die Alterskohorte über 70 Jahren bis zum Jahr 2035 auf 17,2 Millionen Menschen wachsen – ein Anstieg von 30,5 %. Vor diesem Hintergrund wird für den Zeitraum ab 2025 je 10.000 Einwohnerinnen und Einwohnern über 70 Jahre als bundesweite Orientierungs- und Planungsgröße festgelegt

  • in Kliniken für Geriatrie: 38 Betten
  • in geriatrischen Rehabilitationskliniken: 12 Betten.

 

Die Kliniken für Geriatrie und die geriatrischen Rehabilitationskliniken werden im Jahr 2030 über 50.000 zusätzlichen Patientinnen und Patienten gerecht werden müssen. Die konkrete Schätzung (auf der Basis von 2019 anhand der verfügbaren Daten von StaLa und Destatis) geht für die Fachabteilungen der Krankenhäuser auf einen Anstieg bis zum Jahr 2030 von über 10 % aus (+ 38.227 Fälle). Für die geriatrische Rehabilitation wird eine Steigerung von 9,8 % erwartet (+ 12.415).

Um den tatsächlich benötigten Bedarf abzubilden, müssen – neben demografischem Wandel und medizinisch-technischem Fortschritt – auch Patientinnen und Patienten mit geriatrischem Profil in anderen medizinischen Disziplinen einbezogen werden. Um diese Gruppe eindeutig zu identifizieren, wird als Kriterium die Dokumentation von zehn oder mehr spezifischen Nebendiagnosen herangezogen, aufgrund derer bei Patientinnen und Patienten über 70 Jahren von einer geriatrietypischen Multimorbidität ausgegangen werden kann. Legt man nun die vorsichtige Schätzung zugrunde, dass 10 % dieser so identifizierten Patientinnen und Patienten anderer Fachdisziplinen in Krankenhäusern geriatrisch versorgt werden müssen, so ergibt sich ein zusätzlicher Versorgungsbedarf von rund 120.000 Fällen. Für die Rehabilitation schlägt ein solches Szenario mit einem Plus von 12.455 zu Buche. Auf Basis dieser Zahlen hat der Bundesverband Geriatrie errechnet, dass bis 2030 ein zusätzlicher Kapazitätsbedarf von rund 8.900 Betten bzw. Plätzen besteht (Krankenhaus: + 7500, Reha: + 1.399).

 

 

Die Kliniken für Geriatrie und die geriatrischen Rehabilitationskliniken werden im Jahr 2030 über 50.000 zusätzlichen Patientinnen und Patienten gerecht werden müssen. Die konkrete Schätzung (auf der Basis von 2019 anhand der verfügbaren Daten von StaLa und Destatis) geht für die Fachabteilungen der Krankenhäuser auf einen Anstieg bis zum Jahr 2030 von über 10 % aus (+ 38.227 Fälle). Für die geriatrische Rehabilitation wird eine Steigerung von 9,8 % erwartet (+ 12.415).

Abb 1

Abb. 1: Wohnortnahe Erreichbarkeit geriatrischer Einrichtungen in Deutschland (eigene Darstellung; Quelle: Verzeichnis der Krankenhäuser und Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen 2019, Destatis 2020, Strukturdatenerhebung Bundesverband Geriatrie 2021)

Um den tatsächlich benötigten Bedarf abzubilden, müssen – neben demografischem Wandel und medizinisch-technischem Fortschritt – auch Patientinnen und Patienten mit geriatrischem Profil in anderen medizinischen Disziplinen einbezogen werden. Um diese Gruppe eindeutig zu identifizieren, wird als Kriterium die Dokumentation von zehn oder mehr spezifischen Nebendiagnosen herangezogen, aufgrund derer bei Patientinnen und Patienten über 70 Jahren von einer geriatrietypischen Multimorbidität ausgegangen werden kann. Legt man nun die vorsichtige Schätzung zugrunde, dass 10 % dieser so identifizierten Patientinnen und Patienten anderer Fachdisziplinen in Krankenhäusern geriatrisch versorgt werden müssen, so ergibt sich ein zusätzlicher Versorgungsbedarf von rund 120.000 Fällen. Für die Rehabilitation schlägt ein solches Szenario mit einem Plus von 12.455 zu Buche. Auf Basis dieser Zahlen hat der Bundesverband Geriatrie errechnet, dass bis 2030 ein zusätzlicher Kapazitätsbedarf von rund 8.900 Betten bzw. Plätzen besteht (Krankenhaus: + 7500, Reha: + 1.399).

 

Die Altersverteilung in Deutschland ist sehr heterogen: In den östlichen Bundesländern und im Norden ist der Anteil der über 70-Jährigen deutlich höher als in den anderen Bundesgebieten. Die folgende Abbildung zeigt den Anteil der über 70-Jährigen an der Gesamtbevölkerung sowie die Standorte stationärer geriatrischer Einrichtungen. Die regionale Verteilung geriatrischer Reha-Kliniken spiegelt die historische Entwicklung der geriatrischen Versorgungsansätze in den einzelnen Bundesländern wider.
Abb 2

Abb.2: Krankenhaus und Reha-Einrichtungen der Geriatrie und Bevölkerung ab 70 Jahren in Deutschland (Eigene Darstellung; Quelle: Verzeichnis der Krankenhäuser und Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen 2019, veröffentlicht von Destatis 2020; Strukturdatenerhebung Bundesverband Geriatrie 2021)

 

Mehrere Tabellen im Weißbuch Geriatrie ermöglichen den detaillierten Vergleich der Entwicklung von Fallzahlen, der Krankenhaushäufigkeit und der Bettenkapazitäten in der Geriatrie im Vergleich zu anderen Fachgebieten. In der Entwicklung übersteigt die Geriatrie bei weitem die anderen somatischen Fachdisziplinen im Krankenhaus.

Tabelle4
*Bei der Fallzählung über alle Fachabteilungen werden die Fälle nur einmal gezählt, auch wenn der Patient/die Patientin in mehreren Fachabteilungen
aufgenommen wurde (interne Verlegungen). Daher entsprechen die Fälle „Fachabt. Gesamt“ nicht der Summe der Einzelwerte.

Tab. 4: Entwicklung von Fallzahlen in den somatischen Fachdisziplinen im Krankenhaus 2013-2019
(Quelle: Destatis KR-1 Statistik)



 

Der Bundesverband Geriatrie befasst sich seit der 1. Auflage des Weißbuchs Geriatrie 2010 mit zukünftigen Versorgungsbedarfen und hat dabei festgestellt, dass seine Vorausschauen oft von der Realität überholt werden: So lag 2010 beispielsweise die aufgrund demografischer Effekte geschätzte Anzahl geriatrischer Patientinnen und Patienten im Krankenhaus für das Jahr 2020 bei 274.926 (Reha: 114.955). Tatsächlich betrug die Anzahl altersmedizinischer Fälle dort aber bereits im Jahr 2019 374.462 (Reha: 126.444). Dazu dürften unter anderem der Ausbau geriatrischer Versorgungsstrukturen, die zusätzliche Versorgung von Patienten und Patienten anderer Fachbereiche sowie der medizinische Fortschritt beigetragen haben.

 

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